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12/04/2023

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Futtermittelallergien bei Hunden: Diagnostik und Diätprinzipien

Wenn die Diagnose gestellt ist, erfordert das weitere Vorgehen dann die Einhaltung relativ strikter Diätprinzipien für Besitzer und Hund. Wenn ein Tier mit dem Verdacht auf eine Futtermittelallergie beim Tierarzt vorgestellt wird oder auch Symptome der Haut oder des Magen-Darmtrakts zeigt, die auf eine Futtermittelunverträglichkeit hindeuten könnten, muss nun erst einmal dieser Verdacht gegenüber anderen möglichen Diagnosen erhärtet werden. Da die Diagnose „Futtermittelallergie“ im Prinzip eine Ausschlussdiagnose darstellt, müssen zuerst andere in Frage kommende Erkrankungen ausgeschlossen werden. Bei Veränderungen der Haut, Haarausfall und Juckreiz kommt z.B. der Befall mit Flöhen (evtl. in Kombination mit einer Flohstichallergie) oder Milben, mit Pilzen oder Hefen in Betracht. 

Auch bakterielle Hauterkrankungen können ein ähnliches Bild hervorrufen. Darüber hinaus kommen Reaktionen auf bestimmte Arzneimittel oder auch auf den Kontakt mit Substanzen aus der Umwelt (Waschmittel etc.) in Frage. Auch bestimmte Stoffwechselstörungen, Tumoren und Autoimmunerkrankungen gehen mit Hautveränderungen einher. Eine Futtermittelallergie kann auch gleichzeitig mit anderen Überempfindlichkeiten vorliegen. Wenn z.B. eine Reaktion auf Gräser, die sich jahreszeitenabhängig äußert, gleichzeitig vorliegt, kann es zu jahreszeitlichen Schwankungen in der Ausprägung der Symptomatik führen, was fälschlich den Eindruck vermitteln kann, dass es sich um eine rein saisonale Problematik handelt, obwohl zeitgleich auch eine Futtermittelallergie vorliegt. 

Bei Verdauungsstörungen kommen differentialdiagnostisch Parasitenbefall (z.B. mit Giardien), Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder eine bakterielle Fehlbesiedelung des Darms in Betracht. Aber auch eine falsch zusammengesetzte Ration, die einen hohen Anteil an bakteriell fermentierbaren Kohlenhydraten oder schlecht verdaulichen Proteinen enthält (z.B. große Mengen an Kauartikeln oder bindegewebigem Protein wie Pansen) kann zu Verdauungsstörungen, die im klinischen Bild einer Futtermittelunverträglichkeit ähneln können, führen. Serologische Tests im Rahmen einer Blutuntersuchung, bei denen Antikörper gegen bestimmte Allergene gemessen werden, haben im Zusammenhang mit Futtermittelallergien nur eine sehr begrenzte Aussagekraft. Sie sind für die eigentliche Diagnostik einer Futtermittelallergie nicht geeignet, da eine nachgewiesene Reaktion nicht zwingend bedeuten muss, dass das Tier dann auch tatsächlich auf die Verfütterung des Futtermittels, auf das eine positive Reaktion nachgewiesen wurde, allergisch reagiert. Falsch positive Reaktionen dieser Art sind relativ häufig. Allerdings bedeutet eine fehlende, also negative, Reaktion auf ein Futtermittel, dass dieses mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vertragen werden wird. Insofern können solche Tests bei der Wahl der Futtermittel, die für eine Ausschlussdiät verwendet werden sollen, durchaus eine Hilfe sein. Intrakutantests, wie sie vielen Besitzern z.B. aus der Heuschnupfendiagnostik bekannt sind und bei denen kleine Mengen eines Allergens unter die Haut gespritzt werden und dann die Reaktion mit Kontrollsubstanzen verglichen wird, sind im Zusammenhang mit Futtermittelallergien nicht aussagekräftig. Insofern ist, wenn andere Erkrankungen als mögliche Ursache der Symptome ausgeschlossen worden sind, eine Ausschlussdiät (auch Eliminationsdiät genannt) das Mittel der Wahl. Dabei wird der Hund mit einer Protein- und einer Kohlenhydratquelle gefüttert, die, falls irgend möglich, in der bisherigen Fütterung des Tieres noch nicht verwendet wurde. Bessern sich die Symptome unter dieser Diät oder verschwinden vollständig, müsste zum Beweis des tatsächlichen Vorliegens einer Futtermittelallergie das vorherige Futter als „Provokationsdiät“ erneut verfüttert werden. 

Treten die Beschwerden nun wieder auf, kann die Diagnose „Futtermittelallergie“ als gesichert angesehen werden. Allerdings sind viele Besitzer nicht bereit, dies auszuprobieren, da der Ausschlussdiät oftmals ein längerer Leidensweg von Hund und Besitzer vorausgegangen ist, da chronische Durchfallerkrankungen oder Hauterkrankungen mit starkem Juckreiz eine große Belastung für Tier und Besitzer darstellen können. Häufiger kommt es zu einer „ungewollten Provokation“, indem das Tier etwas frisst, was nicht in seinem Diätplan enthalten war und Allergene enthält, die dann wiederum die vorherige Symptomatik hervorrufen. Häufig ist auch nicht gleich der erste Versuch bei einer Ausschlussdiät erfolgreich, z.B. weil die ausprobierten Kohlenhydrat- oder Proteinquellen bereits einmal zu einem früheren Zeitpunkt an den Hund verfüttert wurden (z.B. in einem Mischfutter oder durch den Vorbesitzer, oder der Besitzer erinnert sich nicht an eine lang zurückliegende veränderte Fütterung) und dieser darauf allergisch reagiert. In so einem Fall muss ein neuer Versuch mit einer anderen Protein- und Kohlenhydratquelle versucht werden, bis es zu einer Besserung der Symptome kommt. Gegebenenfalls kann auch eine zusätzliche Überempfindlichkeit gegenüber anderen Allergenen (z.B. Gräser etc.) vorliegen, sodass es deshalb nur zu einer Besserung, aber nicht zum vollständigen Verschwinden der Symptome kommt. 

Grundsätzlich kann eine Eliminationsdiät entweder auf Basis eines kommerziellen Futters oder als selbst zubereitete Diät durchgeführt werden. 

Kommerzielle Futtermittel enthalten in der Regel ausgewählte, „seltene“ Protein- und Kohlenhydratquellen und sind hinsichtlich des Nährstoffbedarfs ausgewogen, also als Alleinfutter für die dauerhafte Fütterung geeignet. Auch gibt es hydrolysierte Diäten, bei denen die enthaltenen Proteine sehr klein zerschnitten sind, um damit unterhalb der vom Immunsystem als allergen erkannten Molekülgröße zu bleiben. Allerdings kann es bei kommerziellen Diäten im Einzelfall trotzdem zu einer Reaktion z.B. auf bei der Verarbeitung entstehende Substanzen kommen. Sollte also mit einer kommerziellen Diät kein ausreichender Erfolg erzielt werden, sollte eine selbst zubereitete Ration versucht werden, da diese weniger Reaktionsprodukte und weitere Futtermittel wie Fette, die ggf. Proteine anderer Tierarten als der Hauptproteinquelle enthalten könnten, aufweist. Für die selbst zubereitete Diät kommen weniger häufig verwendete Proteinquellen in Betracht wie z.B. Lamm, Pferd, Wild oder Kaninchen. 

Die Proteinquelle sollte mit einer Kohlenhydratquelle ergänzt werden, da eine langfristige Ernährung ohne Kohlenhydrate zu einer Störung des Zuckerstoffwechsels führen kann. Außerdem kommt es bei ausschließlicher oder vorwiegender Verwendung eines Eiweißträgers zu einer oft starken Überversorgung mit Eiweiß und Phosphor, was eine große Belastung insbesondere für die Nieren darstellt. Als Kohlenhydratquelle können Kartoffeln, Süßkartoffeln oder Hirse, aber auch Tapioka oder Amaranth verwendet werden. Erst wenn sich die Symptome nach einer Verfütterungszeit von ca. 8 Wochen deutlich gebessert haben, sollte die Ration durch eine Fettquelle ergänzt werden, um den Hund ausreichend mit essentiellen Fettsäuren zu versorgen. Außerdem ist dann die Ergänzung der Ration mit einem speziell für allergische Hunde geeigneten Mineralfutter notwendig, damit es nicht zu Mangelerscheinungen kommt. Handelsübliche Mineralfutter, Vitaminpasten u.ä. (aber auch manche Medikamente) enthalten oftmals Fleisch- oder Getreidemehle oder Milchpulver als Trägerstoffe, auf die der allergische Hund dann wiederum reagieren kann. Futterbelohnungen oder Kauartikel sollten nur von der Tierart stammen, die im Rahmen der Ausschlussdiät vertragen wurde. Schrittweise können dann auch weitere Komponenten wie Obst oder Gemüse in die Ration integriert werden, sofern sie vertragen werden. 

 Literatur: Dillitzer, N. (2012). Tierärztliche Ernährungsberatung. 2. Auflage. Elsevier Urban & Fischer, München. Hand et al. (2010). Small Animal Clinical Nutrition. 5. Auflage. Mark Morris Institute, Kansas, USA. Meyer, H.; Zentek, J. (2013). Ernährung des Hundes: Grundlagen – Fütterung – Diätetik. Enke-Verlag, Stuttgart.