Übergewicht bei Hunden - Ein gewichtiges Problem auch bei unseren Hunden: Übergewicht ist in der Hundepopulation ein zunehmendes Thema mit all seinen Folgen für Gesundheit und Lebenserwartung. In diesem Artikel erläutern wir die Therapieansätze bei Übergewicht. Aber auch die Entstehungsmechanismen geben Hilfestellung, wie das Problem bereits im Ansatz vermieden werden kann. Informationen zur Entstehung von Adipositas finden Sie im ersten Teil dieser Artikelserie.
Übergewicht bei Hunden - Wenn der Hund zu dick ist – was tut man dagegen?
Aufgrund der zahlreichen Folgeerkrankungen, die Übergewicht mit sich bringen kann, handelt es sich nicht um ein rein ästhetisches Problem. Daher muss eine Therapie konsequent angegangen werden, zur Vermeidung von Erkrankungen, zur Verbesserung der Lebensqualität und damit der Hund (= der Patient) die Chance hat, seine maximale Lebenserwartung auch tatsächlich zu erreichen.
Übergewicht, bzw. in hochgradigen Fällen Fettsucht, kann bereits selbst als Erkrankung betrachtet werden. Unabhängig davon, ob man Übergewicht per se nun bereits tatsächlich als krankhaft einstuft, zieht es dennoch in der Folgezeit eine Reihe anderer Erkrankungen nach sich, die die Lebensqualität des betroffenen Patienten stark einschränken und auch seine Lebenserwartung deutlich reduzieren können. Zu diesen möglichen Folgeerkrankungen zählen beispielsweise Diabetes mellitus, ein erhöhtes Risiko für Tumorerkrankungen, ein schlechter funktionierendes Immunsystem, häufigere Hauterkrankungen sowie vor allem auch eine erhöhte Belastung von Kreislauf und Bewegungsapparat. Übergewichtige Hunde haben zudem ein erhöhtes Narkoserisiko.
Vor diesem Hintergrund ist eine Behandlung übergewichtiger Hunde nicht nur wichtig im Hinblick auf Lebensqualität und Lebenserwartung des einzelnen Tieres, sondern es ist definitiv auch ein aktiver Beitrag zum Tierschutz, da Übergewicht und die damit verbundenen Probleme durchaus als tierschutzrelevant zu betrachten sind.
Untrennbar bei der Behandlung von Übergewicht: Bewegung und Fütterung
Die Behandlung von Übergewicht stützt sich im Grunde auf zwei Pfeiler. Der eine ist ein Mehr an Bewegung, der andere ein Weniger an aufgenommener Energie. Es ist eher schwierig, einem Hund allein durch mehr Bewegung nennenswert beim Abnehmen zu helfen, wenn nicht gleichzeitig die Energieversorgung nach unten angepasst wird – umgekehrt ist aufgrund von Anpassungen des c an die verringerte Energiezufuhr der Abnehmerfolg von wenig oder keinem Erfolg gekrönt, wenn sich nicht gleichzeitig die Lebensumstände ändern, sprich das „Bewegungsprogramm“ des Hundes erhöht wird.
Beim Faktor Bewegung gilt es allerdings zu bedenken, dass ein zweistündiger Spaziergang an der Leine den Energiebedarf eines Hundes nur um 5% gegenüber dem Erhaltungsstoffwechsel, also dem Energiebedarf in Ruhe ohne Arbeit, erhöht – dies illustriert, dass längere ruhige Spaziergänge nur einen geringen Beitrag zur Erhöhung des Energieverbrauchs leisten (nichtsdestotrotz ist natürlich jedes Plus an Bewegung von Vorteil, da Muskulatur aufgebaut und die Beweglichkeit trainiert wird – außerdem ist ein Spaziergang auch eine Möglichkeit, einen sehr verfressenen Hund vom Betteln um Futter oder Leckerlis, was Zuhause vielleicht noch einmal stärker ausgeprägt ist als unterwegs, abzulenken). Daher ist für eine entsprechende Erhöhung des Energieverbrauchs am besten ein gezieltes Bewegungstraining, ggf. gekoppelt mit Physiotherapie, geeignet. Auf diese Weise lässt sich in Kombination mit einem Diätprogramm auch eine nachhaltige Gewichtsreduktion erreichen.
Der zweite Pfeiler, die Verringerung der Energiezufuhr, ist bei übergewichtigen Hunden sicherlich der wesentlichste Behandlungsschritt. Grundsätzlich gibt es dafür mehrere Möglichkeiten. Die „Nulldiät“ ist eher keine gangbare Option, da sie allenfalls unter Klinikbedingungen und engmaschiger Überwachung des Patienten bei Verabreichung von Wasser sowie Mineralstoffen und Vitaminen überhaupt vertretbar wäre. Unter derartigen Bedingungen wird jedoch nicht nur Fettgewebe abgebaut, sondern auch Muskulatur, was unerwünscht ist, da es zu einer Veränderung der Körperzusammensetzung in eine ungünstige Richtung führt.
Übergewicht bei Hunden - Einfach nur weniger Futter ist nicht die Lösung – wichtig ist der Energiegehalt
Eine andere Möglichkeit wäre die Verringerung der Menge des bisher gefütterten Futters, sodass der Hund nur noch 60% derjenigen Energiemenge pro Tag erhält, die er für sein Zielgewicht bräuchte. Dieses Energieangebot führt zu einem allmählichen Gewichtsverlust von ca. 1 – 2 % pro Woche. Ein großes Problem bei diesem „Friss die Hälfte“-Ansatz ist, dass der Nährstoffgehalt eines (kommerziellen) Futters auf die Aufnahme von 100% des Energiebedarfs bei einem bestimmten Körpergewicht ausgelegt ist (mit einer gewissen Sicherheitsspanne, sodass auch bei einer etwas geringeren Futtermenge der Nährstoffbedarf in aller Regel noch gedeckt ist).
Bei einer so drastisch erniedrigten Energie- und damit Gesamtfuttermenge ist jedoch die Versorgung mit den übrigen Nährstoffen (Protein, Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente) nicht mehr gesichert und kann zu Muskelabbau und Stoffwechselproblemen führen. Außerdem betteln viele Tiere aufgrund der deutlich geringeren Futtermenge und dem damit einhergehenden fehlenden Sättigungsgefühl sehr stark; manche Hunde beginnen artfremde Nahrung aufzunehmen oder werden aggressiv. Dies führt oft dazu, dass eine solche Diät vom Besitzer nicht lange durchgehalten wird und dadurch zum Scheitern verurteilt ist.
Übergewicht bei Hunden - Therapie durch Reduktionsdiäten
Das Mittel der Wahl zur Therapie übergewichtiger Hunde ist der Einsatz von Reduktionsdiäten. Dies kann entweder in Form von selbst zubereiteten Rationen oder als kommerzielles Fertigfutter geschehen. Wesentlich ist dabei der im Vergleich zur bisherigen Fütterung deutlich reduzierte Energiegehalt (meist wird dies durch Verminderung des Fettgehalts umgesetzt). Manche Hersteller setzen zur Reduktion des Energiegehalts auf einen vermehrten Einsatz von rohfaserreichen Inhaltsstoffen, um dadurch die Verdaulichkeit und Energiedichte des Futters zu verringern. Dies kann jedoch zu Akzeptanzproblemen führen, außerdem steigt bei stark verringerter Verdaulichkeit die täglich abgesetzte Kotmenge stark an, was für den Besitzer eine Belastung darstellen kann.
Der Gehalt der übrigen Nährstoffe ist so gestaltet, dass trotz Aufnahme einer deutlich geringeren Energiemenge als vorher der Bedarf an allen anderen Nährstoffen gedeckt ist. Nachdem Reduktionsdiäten oft wenig schmackhaft sind, ist es häufig erforderlich, den Übergang vom bisherigen Futter zur Reduktionsdiät sehr langsam und allmählich zu gestalten, indem der Anteil des alten Futters in kleinen Schritten reduziert und der des neuen Futters angehoben wird.
Bei eigenen Futtermischungen können als „Ballast- oder Füllstoffe“ beispielsweise eingeweichte Trockenschnitzel, Weizenkleie oder Futterzellulose zum Einsatz kommen. Auf einen ausreichenden Gehalt qualitativ hochwertigen Eiweißes ist zu achten, um die bedarfsdeckende Versorgung mit essentiellen Aminosäuren und gleichzeitig auch die Akzeptanz zu sichern. Wir empfehlen den begleitenden Einsatz von CarniAktiv.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das bisherige Futter mit Zellulose zu vermischen, um die Nährstoffaufnahme und damit die Energieversorgung zu reduzieren. Dies birgt jedoch das Risiko, dass aufgrund der Beeinträchtigung der Nährstoffaufnahme möglicherweise nicht mehr alle Nährstoffe bedarfsdeckend zur Verfügung stehen.
Übergewicht bei Hunden - Snacks für den Hund bei der Fütterung einkalkulieren
Auch nach Erreichen des Zielgewichts muss der betroffene Hund weiterhin konsequent energiearm gefüttert werden, damit er das Gewicht hält und nicht wieder zunimmt. Insbesondere Snacks enthalten viele zusätzliche Kalorien, die entweder in die Tagesration einberechnet werden oder es wird darauf verzichtet.
Zur Kontrolle sowohl des Abnehm- als auch des Langzeiterfolgs sind regelmäßige Messungen des Gewichts, am besten in Kombination mit dem Erfassen des Ernährungszustands (Body Condition Scoring), sinnvoll.
Informationen über die Entstehung sowie die Ursachen für Übergewicht finden Sie im ersten Teil dieser Artikelserie.
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Literatur:
Meyer, H.; Zentek, J. (2013). Ernährung des Hundes: Grundlagen – Fütterung – Diätetik. Enke-Verlag, Stuttgart.