Macht Fett Deinen Hund dick?
Fett – macht nur dick? Oder ist da noch mehr?
Fette sind eine Nährstoffgruppe, die in Verruf geraten sind, weil in allen Teilen der westlichen Welt der Anteil übergewichtiger Menschen stark zunimmt. Und auch unsere Haustiere sind von diesem „Trend zur Verfettung“ nicht verschont. Ist Fett also etwas, das es um jeden Preis zu meiden gilt? Oder hat es noch andere Funktionen, die wichtig sind? Damit wollen wir uns im Folgenden etwas näher beschäftigen.
Neben Eiweiß und Kohlenhydraten stellen die Fette eine weitere Nährstoffgruppe dar. Aufgrund der Problematik eines stetig steigenden Anteils an übergewichtigen Menschen ist Fett als „Dickmacher“ zunehmend in Verruf geraten. Auch bei unseren Haustieren wächst der Anteil an (krankhaft) übergewichtigen Individuen sprunghaft, mit allen negativen Folgen wie u.a. Stoffwechselstörungen, Gelenkerkrankungen oder einer statistisch signifikant verkürzten Lebenserwartung. Ist also Fett ein Nahrungsbestandteil, den es strikt zu meiden gilt oder ist diese Herangehensweise zu undifferenziert?
Chemisch betrachtet bestehen Fettsäuren aus einer unterschiedlichen Anzahl an Kohlenstoffatomen, an denen Wasserstoffatome befestigt sind. Je nach Zahl der Kohlenstoffatome und damit der Kettenlänge werden diese freien Fettsäuren in kurze, mittlere und langkettige Fettsäuren eingeteilt. Die Verbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen können einfach („gesättigte“ Fettsäuren) oder doppelt („ungesättigte“ Fettsäuren) sein. Nahrungsfette enthalten drei dieser Fettsäuren, die an einem Molekül Glycerin befestigt sind. Diese drei Fettsäuren können identisch sein, aber auch unterschiedliche Kettenlängen und Einfach- oder Doppelbindungen aufweisen. Fett im Hundefutter kann sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein, meist findet sich eine Mischung aus beidem.
Wichtiger Energieträger beim Hund: Gesättigte Fettsäuren
Welche Funktionen übernehmen Fette nun im Stoffwechsel? Gesättigte Fettsäuren dienen primär als Energieträger (aus 1g Fett kann der Körper mehr Energie ziehen als aus der gleichen Menge Protein oder Kohlenhydrate – Fett ist also in der Lage, in kleinen Mengen viel Energie in die Ration zu bringen). Aber Fettsäuren sind ebenfalls Bestandteil der Membran, also der Wand, einer jeden Zelle im Körper. Da der Organismus für den Bau der Zellmembran auch direkt auf Nahrungsfette zurückgreift, hat die Zusammensetzung des Nahrungsfettes einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Fettsäuren der Zellmembran. Ungesättigte Fettsäuren machen die Zellwand beweglicher, da die Doppelbindung(en) zwischen ihren Kohlenstoffatomen eine abgeknickte Form der Kette nach sich ziehen, während gesättigte Fettsäuren aufgrund des sehr geraden Kettenverlaufs die Zellmembran starrer machen. Ungesättigte Fettsäuren haben darüber hinaus weitere wichtige Aufgaben im Stoffwechsel. So können sie in Botenstoffe umgewandelt werden, übernehmen Aufgaben in der ordnungsgemäßen Funktion von Immunsystem und Gehirn.
Der Organismus des Hundes kann Fettsäuren selbst herstellen, z.B. aus Kohlenhydraten. Allerdings fehlt die Enzymausstattung für ein paar bestimmte mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die daher nicht selbst hergestellt werden können, sondern zwingend mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Diese werden als „essentielle Fettsäuren“ bezeichnet. Dabei handelt es um die Linolsäure (eine sogenannte Omega-6-Fettsäure, der Name stammt von der Lage der Doppelbindung in der Kohlenstoffkette) sowie die α-Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure). Weitere, im Stoffwechsel wichtige ungesättigte Fettsäuren wie z.B. die Arachidonsäure, eine wichtige Vorstufe zahlreicher Botenstoffe, kann der Hund (im Gegensatz zur Katze) aus der essentiellen Vorläuferfettsäure Linolsäure in der Folge selbst bilden, auch wenn ein gewisser Gehalt in der Nahrung trotzdem zu empfehlen ist, um eine ausreichende Versorgung sicher zu gewährleisten.
Aus diesen vielfältigen Funktionen lässt sich ersehen, dass Fett nicht nur Energiespeicher für schlechte Zeiten ist, sondern wichtige Aufgaben übernimmt. Zumindest die Aufnahme an essentiellen Fettsäuren muss in ausreichendem Maße gewährleistet sein, um Mangelerscheinungen wie z.B. trockenes Fell, vermehrte Hautinfektionen, Haarausfall oder Hautverdickungen zu vermeiden. Dabei kommt es neben der absoluten Menge auch auf das Verhältnis der aufgenommenen Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren an, da diese im weiteren Stoffwechsel um dasselbe Enzymsystem konkurrieren. Die meisten Omega-6-Fettsäuren werden in erster Linie zu tendenziell entzündungsfördernden Substanzen weiterverarbeitet, während Omega-3-Fettsäuren primär entzündungshemmende Folgeprodukte im Stoffwechsel ergeben. Daraus folgt, dass eine gewisse Menge an Omega-6-Fettsäuren zwar unerlässlich ist, dass aber durch einen vergleichsweise hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren das Gleichgewicht ein wenig zugunsten der entzündungshemmenden Substanzen verschoben werden kann, ein Umstand, den man sich in der Diätetik chronisch entzündlicher Erkrankungen wie z.B. der Arthrose zunutze machen kann. Umgekehrt müssen Hunde mit Gerinnungsstörungen eher knapp mit Omega-3-Fettsäuren versorgt werden – an solchen Details der Diätetik lässt sich ersehen, dass Fett sich nicht einfach auf Funktionen wie Energie- oder Geschmacksträger (ein höherer Fettanteil verbessert den Geschmack des Futters – ein Grund, warum z.B. „Light-Produkte“ für die Humanernährung häufig fader schmecken oder stärker gewürzt sind als ihre normal fetthaltigen Parallelprodukte) reduzieren lässt.
Fett ist nicht gleich Fett – Öl ist nicht gleich Öl
Welche Fette eignen sich nun, um insbesondere die Versorgung mit den gewünschten ungesättigten Fettsäuren zu gewährleisten? Rinderfett enthält insbesondere gesättigte Fettsäuren, während Schweinfett zwar einen höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren aufweist, allerdings ein ungünstigeres Fettsäurespektrum als z.B. das an Omega-3-Fettsäuren reiche Fischöl. Auch Leinöl hat einen hohen Omega-3-Fettsäurengehalt, während andere Öle wie Soja-, Distel- oder Sonnenblumenöl einen höheren Anteil an Omega-6-Fettsäuren aufweisen. Borretsch- und Nachtkerzenöl enthalten viel Dihomo-γ-Linolensäure, eine Fettsäure aus der Omega-6-Reihe, die aber in hoher Dosierung zur vermehrten Bildung von weniger entzündungsfördernden Abkömmlingen führt als andere Vertreter der Omega-6-Fettsäurenreihe.
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Da verschiedene Öle und Fette unterschiedliche Fettsäuremuster aufweisen, ist es bei selbst zusammengestellten Rationen für gesunde Hunde ratsam, die verwendeten Sorten abzuwechseln, um ein vielfältiges Fettsäuremuster und ausreichende Versorgung mit essentiellen Fettsäuren zu gewährleisten (bei kommerziellen Futtermitteln wird dies in der Regel durch Verwendung verschiedener Fettquellen in der Rezeptur erreicht). Bei erkrankten Hunden kann, abhängig von der Art der Erkrankung, durch gezielte Gabe bestimmter Fettquellen oder deren Kombination ggf. ein positiver Einfluss auf das klinische Erscheinungsbild der Erkrankung genommen werden.
Insgesamt lässt sich also sagen, dass eine Mindestmenge an Fett in Form der essentiellen Fettsäuren in der Ration (selbst bei übergewichtigen Tieren) unabdingbar ist. Jedoch ist im Sinne der Tiergesundheit streng darauf zu achten, dass der Energiegehalt der Ration den Bedarf nicht übersteigt, da anderenfalls das Zuviel an aufgenommener Energie, unabhängig davon, aus welcher Quelle, im Körper in Form einer Fettreserve für schlechte Zeiten deponiert wird, was längerfristig zu Erkrankungen führen kann. Dabei ist insbesondere die Nährstoffgruppe der Fette aufgrund des hohen Energiegehalts pro Gramm problematisch.
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Literatur:
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Kealy, R.D. et al. (2002). Effects of diet restriction on life span and age-related changes in dogs. Journal of the American Veterinary Association 220 (9), 1315-1320.
Meyer, H.; Zentek, J. (2013). Ernährung des Hundes: Grundlagen – Fütterung – Diätetik. Enke-Verlag, Stuttgart.
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