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25.09.22

Ein Hund auf dem WC

Störungen und Erkrankungen des Verdauungstrakts – Durchfälle (Teil 2)

Die gefürchteten Durchfälle: Entstehung, Arten, Behandlung

Welche Arten von Durchfällen werden unterschieden, wie werden diese behandelt und welchen Effekt hat die Fütterung? Erfahren Sie mehr in unserem zweiten Teil der Artikelserie Störungen und Erkrankungen des Verdauungstrakts.

 

Durchfall im Zusammenhang mit der Fütterung

Hunde sind relativ häufig von unerwünschten Veränderungen der Kotkonsistenz bis hin zum Durchfall betroffen. Wenn unverträgliche Futtermittel die Ursache sind, verschwinden die aufgetretenen Veränderungen meist rasch wieder, sobald das betreffende Futtermittel nicht mehr aufgenommen wird. Infektiös bedingte Durchfallerkrankungen, aber auch Vergiftungen, gehen häufig mit schweren Allgemeinsymptomen einher. Eine unzureichende Funktion von Leber oder Bauchspeicheldrüse als Durchfallauslöser macht sich hingegen klinisch in aller Regel eher schleichend bemerkbar oder verläuft in Episoden, die immer wieder von symptomfreien Phasen abgelöst werden. Vor allem ungenügende Verdauung und/oder Absorption von Kohlenhydraten oder Eiweißen, seltener auch von Fetten, im Magen oder Dünndarm aufgrund von Verabreichung zu großer Mengen des jeweiligen Nährstoffs oder des Fehlens der spezifischen Verdauungsenzyme kann zu Durchfall führen. Aber auch Stress, Angst, Aufregung oder Erschöpfung oder auch Fehler in der Fütterungstechnik (z.B. zu kaltes Futter) können Durchfälle auslösen.

 

Entstehung:

Fütterungsbedingter Durchfall ist durch Veränderungen im Dünn- oder Dickdarmbereich bedingt. Die schwer verdaulichen Futterbestandteile verursachen einen erhöhten Wassereinfluss in den Darm, wodurch die Konzentration der Verdauungsenzyme verdünnt und die Darmpassage beschleunigt wird. Dadurch wird zusätzlich die Verdauung der übrigen Futterkomponenten erschwert. Die Darmflora reagiert ebenfalls auf die Futterbestandteile, indem z.B. vermehrt organische Säuren gebildet werden, die den pH-Wert im Dünndarm absenken und damit die Verdauungsenzyme in ihrer Wirkung beeinträchtigen, da diese nur bei höherem pH optimal arbeiten können.

Auch kann die Umwandlung von üblicherweise vorkommenden Fettsäuren durch die Darmbakterien in abführend wirkende Fettsäurearten (z.B. von Ölsäure in 10-OH-Stearinsäure) oder die Zerlegung von konjugierten Gallensäuren in freie Gallensäuren und Taurin zur Durchfallentstehung beitragen.
Auch der Eintritt von Nahrungskomponentenin in den Dickdarm, die normalerweise im Dünndarm verdaut werden würden und eine hohe Unverdaulichkeit für die Dickdarmbakterien aufweisen, kann starke Reaktionen hervorrufen. So bewirkt beispielsweise der Einstrom von Stärke oder deren Abbauprodukten, aber z.B. auch von bestimmten Verdickungsmitteln wie Guar oder Carrageen in den Dickdarm nach deren Umwandlung in organische Säuren (z.B. Essig-, Butter-, Milch-oder Propionsäure) einen starken Einstrom von Wasser in den Darm und eine Reizung der Darmschleimhaut, was in schmierigem bis wässrigem, teils sauer riechendem Kot mit vergleichsweise niedrigem pH-Wert münden kann („Gärungsdyspepsie“).

Länger bestehende Fehlgärungen können sich auch auf den Leberstoffwechsel auswirken, da die Darmkeime die Nahrungsbestandteile – insbesondere bei Übergang von nur teilweise verdauten Eiweißen in den Dickdarm – unter Bildung großer Mengen an Ammoniak, Schwefelwasserstoff, biogenen Aminen, Mercaptanen und Endotoxinen abbauen, die teilweise auch leberschädigend sein können. Daher ist bei länger andauernden Veränderungen von Kotkonsistenz bzw. -geruch eine Rationsänderung dringend anzuraten.

Chronische Verdauungsstörungen mit Abgabe geringer Mengen weichen Kots können auf einseitige Fütterung ballaststoffarmer, eiweißreicher Rationen wie z.B. Schlachtabfällen zurückzuführen sein. Die Zulage geringer Mengen an pflanzlichen Faserstoffen, z.B. Weizenkleie oder Zellulose, kann die Darmpassage beschleunigen, die Gefahr von Fehlgärungen reduzieren und gleichzeitig auch Wasser binden.

Aber auch die Zusammensetzung einzelner Bestandteile des Futters kann Einfluss auf die Durchfallentstehung haben. So wirken z.B. Fette mit einer kürzeren Kettenlänge von bis zu 12 Kohlenstoffatomen leicht abführend und können ggf. auch zu Erbrechen reizen.

Neben einer fehlerhaften Zusammensetzung des Futters können auch allergische oder sonstige Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber Futtermitteln eine Durchfallursache darstellen. Je nachdem, wo die Unverträglichkeitsreaktion hauptsächlich lokalisiert ist, können Speicheln, Erbrechen und Unwohlsein unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme im Vordergrund stehen, wenn der Magen der Reaktionsort ist, während bei Reaktionen im Dünn- und Dickdarm Durchfall mehrere Stunden nach der Futteraufnahme das Hauptsymptom darstellt, wobei Blut und Schleim im Kot, Blähungen und Kotpressen vorkommen können.

Vergiftungen verursachen eher selten Verdauungsstörungen; verdorbene Futtermittel können Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) oder auch Bakterientoxine (z.B. von Salmonellen, Clostridien oder Bacillus cereus) enthalten, die Durchfälle begünstigen oder verursachen können.

 

Behandlung des akuten Durchfalls:

Bei Verdacht auf fütterungsbedingten Durchfall wird das Futter sofort abgesetzt, sofern der Hund überhaupt noch freiwillig Futter aufnehmen würde. Für ein bis zwei Tage wird überhaupt kein Futter angeboten, der Hund erhält aber frisches Trinkwasser und, wenn erforderlich, Infusionen beim Tierarzt. Bei stark wässrigem Durchfall oder Erbrechen ist mit erhöhten Elektrolytverlusten zu rechnen. Daher wird das Trinkwasser mit Kochsalz (2-3 g/l) oder einer Elektrolytlösung vermischt. Außerdem kann z.B. stark verdünnte Fleischbrühe angeboten werden. Nach dem ein- bis zweitägigen Futterentzug wird leicht verdauliches Futter in kleinen Mengen auf 3-4 Mahlzeiten verteilt angeboten. Die Fastendauer sollte nicht verlängert werden, da anderenfalls die Darmflora beeinträchtigt wird und auch die Darmschleimhaut, die sich von durch die Darmbakterien gebildeten Fettsäuren ernährt, beeinträchtigt werden kann. Als Schonkost eignen sich neben kommerziell für diesen Zweck hergestellten Futtermitteln auch selbst hergestellte Rationen, die z.B. aus Hühnerfleisch und Reis, ggf. mit etwas Pflanzenöl, bestehen können. Bei Verdacht auf eine allergische oder Unverträglichkeitsreaktion werden spezielle Eliminationsdiäten eingesetzt, die am besten gemeinsam mit einem spezialisierten Tierarzt ausgearbeitet werden und Rationsbestandteile enthalten, die das Tier so bisher noch nicht zu Fressen bekommen hat.

 

Behandlung des chronischen Durchfalls:

Chronischer Durchfall ist gekennzeichnet durch wiederkehrende oder durchgängige Durchfallepisoden über einen Zeitraum von mindestens 3-4 Wochen. Im Dünndarm können unterschiedliche Aspekte der Zerlegung (Maldigestion) oder der Aufnahme der Nahrungsbestandteile über die Darmwand (Malabsorption) gestört sein, häufig in Folge einer anderen Grunderkrankung wie z.B. entzündlichen Darmwandveränderungen. Oft ist weniger ein Mangel an spezifischen Verdauungsenzymen Ursache für die gestörte Verdauungsleistung, sondern eine verminderte Transportkapazität der zerlegten Nahrungsbestandteile über die Darmwand. Störungen der Kohlenhydratverdauung sind häufiger als Störungen der Eiweißverdauung; in solchen Fällen wird aber dennoch aufgeschlossene Stärke (z.B. gekochter Reis) in aller Regel besser vertragen als Einfachzucker, da bei der Stärkeverdauung die einzelnen Zuckermoleküle nur allmählich freigesetzt und dann resorbiert werden, während bei der Verfütterung größerer Mengen an einfachen Zuckern durch osmotische Effekte verstärkt Wasser in den Darm gezogen werden kann mit der Folge eines osmotisch bedingten Durchfalls.

Der Ausfall der Verdauungsenzyme, die überwiegend in der Bürstensaummembran der Darmschleimhaut gebildet werden, begünstigt den Einstrom unverdauter Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, die dort dann weiter fermentiert werden und damit ähnliche Erscheinungen auslösen wie die Verfütterung ungeeigneter Futterbestandteile.

Infektionen oder andauernde Entzündungsvorgänge der Darmschleimhaut führen zur unvollkommenen Resorption aller Nährstoffe und auch zu hohen Nährstoffverlusten durch Sekretion mit in der Folge schweren chronischen Durchfällen, Abfall des Eiweißgehaltes im Blut aufgrund von Proteinverlusten über den Darm, Ödembildung und allgemeinem Verfall.

In der Diätetik chronischer Durchfallerkrankungen sind insbesondere hochverdauliche Eiweiße wie z.B. Frischkäse oder Eiprotein sinnvoll, außerdem Aminosäurengemische, Einfachzucker und einfache Fette sowie erhöhte Mengen an Elektrolyten und Vitaminen, verteilt auf mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag, wobei pflanzliche Faserstoffe eher vermieden werden sollten. Da bei entzündlichen Veränderungen der Darmwand ein erhöhtes Risiko besteht, dass Material aus dem Darm resorbiert werden und dann im Organismus Allergien auslösen kann, ist es ratsam, Eiweiße zu verwenden, die in der normalerweise üblichen Ration keine Verwendung finden, da es anderenfalls sonst nach Ausheilung der Erkrankung zu einer Unverträglichkeitsreaktion gegenüber der betreffenden Eiweißkomponente kommen kann.

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Quellen:

Meyer, H. und Zentek, J. (2010). Ernährung des Hundes. 6. Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart.

Marks, S.L. (2015). The Mysteries of the GI Tract: Demystifying Chronic Diarrhea in Dogs. 2015 NAVC/WVC Symposia Proceedings p. 3-9