Welten treffen aufeinander
Mehr als 70% der Immunzellen befinden sich im Darm
Dass wir ohne Nahrungsaufnahme sterben, ist eine Binsenweisheit. Doch der Darmtrakt hat wesentlich komplexere Aufgaben zu bewältigen als uns nur satt zu machen. Neben seiner Funktion die aufgenommene Nahrung in kleinste Nährstoffbestandteile aufzuspalten, die dann entweder zur Energiegewinnung (Fette, Kohlenhydrate), oder zum Aufbau von Körpergewebe (Eiweiß, Aminosäuren Mineralien) genutzt werden, muss er auch die für hormonelle und enzymatische Stoffwechselwege unerlässlichen Coenzyme (z.B. Spurenelemente, Vitamine) aus der Nahrung aufnehmen.
Der Darm wandelt die Nahrung (Außenwelt) zu Bausteinen der Innenwelt (Organismus) um und hat hierbei im Wesentlichen zwei Aufgaben zu erfüllen: möglichst vollständige Aufnahme der für den Organismus nötigen Stoffe bei gleichzeitig rigorosem Abwehren, unschädlich machen und schlussendlich ausscheiden aller für den Organismus möglicherweise schädlichen und nicht abbaubaren Nahrungsbestandteilen mit dem Kot. Die Heilerden in CarniDigest binden Giftstoffe und schützen vor der Ansiedlung krankheitserregender Keime.
Kein Wunder, dass sich im Bereich des Darms mehr als 70% aller immunkompetenten Zellen befinden!
Der Dünndarm gliedert sich wie folgt:
- Duodenum (Zwölffingerdarm)
- Jejunum (Leerdarm)
- Ileum (Hüftdarm)
Seratonin wird zu 95 % in der Darmschleimhaut gebildet
Im gesamten Dünndarmbereich ist die Schleimhaut stark gefältelt und mit fingerförmigen Ausstülpungen, den Darmzotten, ausgekleidet. Diese haben eine Länge von 0,5-1 mm und bestehen aus hochspezialisierten Zellen, den Enterozyten, welche die durch die Verdauungssäfte (der Bauchspeicheldrüse, Galle und Darmzellen) aufgespaltenen Nährstoffe aus dem Darmlumen absorbieren.
Die Darmschleimhaut erneuert sich sehr schnell!
Die Enterozyten der Darmzotten haben eine sehr kurze Lebensdauer von nur 2 bis 3 Tagen-die Darmschleimhaut erneuert sich also sehr schnell.
An der Oberfläche dieser Enterozyten befinden sich sogenannte Mikrovilli-das sind kleine Stäbchen, die einen bürstenartigen Saum bilden. Mit Hilfe dieser Mikrovilli werden die aufgespaltenen Futterbestandteile (Nährstoffe) in das Zellinnere transportiert und von dort weiter in den Körperkreislauf geschleust.
Jede einzelne Zotte ist nicht nur über ein dichtes Kapillarnetz (feine Blutgefäße) hervorragend an das Blutgefäßsystem angeschlossen, auch feinste Lymphgefäße sind hier zu finden. Stoffwechselendprodukte, Wasser, Elektrolyte, Mineralien Spurenelemente und Vitamine werden aufgenommen und auf diesem Wege schnellstmöglich an deren jeweiligen Bestimmungsort im Körper weitergereicht.
Innerhalb der Microvilli sowie im Zellinneren der Enterozyten befinden sich wichtige Verdauungsenzyme, außerdem werden dort Gewebshormone gebildet (z.B. Serotonin, 95% davon wird im Darm gebildet1).
Die Zotten und Mikrovilli bewegen sich rhythmisch etwa 3-6 mal pro Minute und gelangen so immer wieder in Kontakt mit dem Futterbrei. CarniDigest befreit die Darmzotten von faulenden und gärenden Resten.
Abbildung: Darmzotten
Je Größer die Darmoberfläche, um so besser!
Mit Hilfe der Darmzotten und mehreren Tausend Mikrovilli pro Zotte gelingt es dem Darm, seine Oberfläche um ein Vielfaches zu vergrößern-und zwar bis zu 600fach.
Dadurch können die Nährstoffe wesentlich effektiver und schneller resorbiert werden.
Um sich eine ungefähre Vorstellung davon machen zu können: bei der Katze befinden sich auf einem Quadratzentimeter Darmschleimhaut sogar 4500 Zotten!
Ein anderes Beispiel: berechnet man die Schleimhautoberfläche bei einem Menschen, ergäbe sich dank Oberflächenvergrößerung durch Darmzotten plus Mikrovolli eine Fläche von 60-200 qm, also ein Vielfaches von der Körperoberfläche!
Warum ist Darmschleimhaut ist bei Hunden und Katzen sehr empfindlich!
Die Darmzotten gehen über in die sogenannten Krypten-das sind kleine Einbuchtungen in der Schleimhaut.
(Das Verhältnis Zottenlänge zu Kryptentiefe beträgt 3:1)
Hauptsächlich in diesen Krypten, aber auch an den Zotten, befinden sich sehr viele, Schleim produzierende Becherzellen (Duodenal-bzw. Brunnersche und Lieberkühnsche Drüsen), welche die empfindliche Darmschleimhaut vor dem (aufgrund der Durchmischung mit Magensäure) sauren Nahrungsbrei schützen. Außerdem werden in diesen Drüsen Verdauungsenzyme gebildet und abgegeben.
Bei Hund und Katze findet man die Brunnerschen Drüsen nur über einer Länge von 1,5 – 2 cm des Zwölffingerdarms, was die Empfindlichkeit der Darmschleimhaut erklärt.
Über 70% der Antikörper werden in der Darmschleimhaut produziert
Flächenmäßig ist die Darmschleimhaut die größte lymphatische Einrichtung des Körpers. Über 70% aller Antikörper werden hier produziert.
Ihre wichtigste Aufgabe ist die Abwehr von Keimen. Über die Nahrung besteht permanent Kontakt zur Außenwelt, der Darm wird ununterbrochen mit neuen Fremdstoffen und Mikroorganismen konfrontiert. Eine sofortige und gezielte Abwehr ist hier unerlässlich.
Hierzu befinden sich in die Darmschleimhaut eingebettet unzählige Lymphknoten, entweder einzeln oder zusammengefasst als sogenannte Peyersche Platten.
Die Peyerschen Platten liegen vor allem im Ileum, also dem hinteren Dünndarmabschnitt und reichen bis in den Blinddarm hinein.
Im Bereich des Ileums können sie bis in das Darmlumen hineinragen, dies ist sogar mit bloßem Auge sichtbar. Sie sind für eine starke lokale Immunabwehr verantwortlich.
Eine intakte Darmschleimhaut steuert das gesamte Immunsystem
Eine gut funktionierende Darmschleimhaut hält das gesamte Immunsystem auf Trab, muss hier doch immer wieder neu entschieden werden, wer Freund und wer Feind ist.
Man kann sich das im Prinzip wie ein Trainingslager für die Immunzellen vorstellen: in den Lymphknoten im Darm wird der erste Kontakt mit Fremdstoffen hergestellt, die Immunzellen setzen sich intensiv damit auseinander und es werden entsprechend Antikörper gebildet. Diese Zellen werden dann über die Blutbahn an die anderen Immunzentren im Körper weitergeleitet. Das im Darm Erlernte kann anschließend dann auch im restlichen Körper schneller umgesetzt werden.
Wie kann ich Nahrungsmittelallergien beim Hund vorbeugen?
Wichtig ist hierbei, dass die Immunzellen genau zu unterscheiden lernen, was schädlich und was nützlich für den Organismus ist. Kommt es hier zu Störungen, so können beispielsweise Allergien entstehen. Die insbesondere beim Hund häufigen Nahrungsmittelallergien erklären sich bei diesem Hintergrundwissen selbst: im Falle einer Erkrankung der Darmschleimhaut (Durchfall) wird auf die Darmschleimhaut treffendes Eiweiß sicherheitshalber als „Feind“ angesehen und Antikörper gebildet. Für die Praxis bedeutet das: während einer Darmerkrankung sollte entweder rigoros Nahrung entzogen werden, oder aber zumindest das übliche Fleisch durch ein z.B. exotisches Fleisch, das man nie mehr füttern möchte ersetzt werden. Wenn der Hund normalerweise Rind und Huhn frisst, könnte man in dieser Zeit – sofern man überhaupt füttern möchte- zumindest auf Strauß und/oder Känguru ausweichen.
In kurzer Zeit müssen so viele Nährstoffe wie möglich aufgenommen werden.
Mit einer durchschnittlichen Passagezeit von 1 bis 2 Stunden wird der Futterbrei relativ schnell durch den Bereich des Dünndarms transportiert.
Diese kurze Verweilzeit macht erneut deutlich, dass eine möglichst große Oberfläche, also viele Zotten und ein dichter Bürstensaum, absolut notwendig ist, damit in dieser kurzen Zeit so viele Nährstoffe wie möglich aufgenommen werden können.
Der Nahrungsbrei muss zudem immer schön dünnflüssig sein, damit die Verdauungssäfte (Enzyme aus Pankreas, Galle, Darmeigendrüsen) besser eindringen können.
Beim Fleischfresser findet der Hauptteil der Verdauung fast ausschließlich im Dünndarm statt. Aus dem voluminösen Magen (über 60% des Gesamtverdauungstraktes entfällt auf den Magen) der sicherstellt, dass möglichst viel Beute sofort gefressen werden kann, wird der mit Magensaft vorbereitete (Abtötung bzw. Reduzierung von unerwünschten Keimen!) saure Nahrungsbrei in den Dünndarm abgegeben, der mit rd. 25% Volumenanteil am Gesamtverdauungstrakt des Fleischfressers relativ groß ist.
Der Dickdarm ist mit rd. 14 % Volumen klein aber beim Fleischfresser auch nicht so wichtig-selbst wenn Teile davon fehlen würden, hätte er keine großen Probleme. Dafür ist der Aufenthalt des Nahrungsbreis im Dickdarm im Vergleich zum Dünndarm um ein Vielfaches länger.
Kolb, E.: Lehrbuch der Physiologie der Haustiere, Band I
König, H., Liebich H.-G.: Anatomie der Haussäugetiere, Band II
Meyer, H., Zentek, J.: Ernährung des Hundes Scheunert/Trautmann: Lehrbuch der Veterinär-Physiologie
Case et.al.: Ernährung von Hund und Katze
Titelbild: Pxabay® dog-2785077_1280
Bild Darmzotten: Pixabay ® intestinal-villi-7181117_1280
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30.09.23
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